Historie
Friedrichsberg - ein verschwundener Berliner Stadtteil
Helmut Eikermann
[Berliner Monatszeitschrift (Luisenstadt), Heft 10/1994, Seite 18-24]
Auf neueren
Berliner Stadtplänen sucht man die Ortsbezeichnung "Friedrichsberg"
vergeblich. Vor einhundert
Jahren jedoch stand der Name dieses rasch wachsenden Stadtteils an der
Frankfurter Allee mindestens gleichbedeutend neben dem der Gemeinde
Lichtenberg, zu der Friedrichsberg gehörte. Das Adreßbuch für Berlin und seine
Umgebung führte Friedrichsberg bis 1897 gleichberechtigt vor Lichtenberg
auf, und selbst die seit 1871/72 bestehende Ringbahnstation trug 25 Jahre lang
den Namen "Friedrichsberg". Heute erinnert nur noch eine unscheinbare
Straße in der Nähe des Strausberger Platzes an den Namen der einstigen Kolonie,
die Friedrich Il. nach einem Erlaß vom 15. Juni 1770 an der Chaussee nach
Friedrichsfelde hatte anlegen lassen. Sieben unter zahlreichen Bewerbern
ausgewählte Familien aus Böhmen und der Pfalz erhielten je drei und ein Viertel Morgen
Land, um gemäß den Intentionen des Königs "jeder einen großen Garten
vorzüglich zur Pflanzung und Anziehung allerhand Obstbäume" einzurichten.
Wie minderwertig der Boden der kargen
"Sandschelle" - eine der fünfzehn in der Mark noch vorhandenen Binnendünen - am Rande des
Urstromtals (und keineswegs auf einem Berg) war, verrät der Bericht der
Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer vom 4. November 1771, nach dem "die
ersten 3 Jahre jährlich 20 Fuder Mist ohne den darauf zu bringenden
Straßen-Modder zur Düngung" auf jeden Morgen aufgefahren werden mußten.
1784 wies
man dem Gärtner Jacques Roben östlich des Weges nach Boxhagen (seit 1874 Gürtelstraße)
eine Landfläche von neun Morgen 24 Quadratruren rheinländisch an. Aus diesem
Anwesen, das Robert nach ursprünglicher Maßgabe frühestens in dritter
Generation an einen inländischen Gärtner hätte veräußern dürfen, entstand bald
das Etablissement "Schwarzer Adler", das zusammen mit dem
gegenüberliegenden "Gasthof zur Sonne" wesentlich zur allmählichen
Blüte der Kolonie beitrug.
Aus den 18
Einwohnern von 1801 waren 1837 immerhin schon 225 geworden, die in 23 Gebäuden rings um die Kreuzung der Dorfstraße (Möllendorffstraße)
nach Lichtenberg mit der "Schlesischen Kunststraße" wohnten. Den
"kleinen Friedrichsberg" nennt das "Neueste Conversations
Handbuch für Berlin und Potsdam" von 1834 die Kolonie - möglicherweise im
Gegensatz zu der an der Landsberger Chaussee gelegenen
"Friedrichshöhe". Die Bezeichnung "Friedrichsberg"
wurde bald auf die gesamte Gegend außerhalb der Berliner "Weichbildgränze" östlich der Thaerstraße und der
heutigen Niederbarnimstraße übertragen.
Nach Nordosten war
dem drängenden Wachstum Friedrichsbergs durch das Dorf und den Gutsbezirk
Lichtenberg eine natürliche Grenze gesetzt. Im Osten erstreckte sich ein sumpfiges
Gelände mit der Flurbezeichnung "Der Upstall" bis an die
Friedrichsfelder Feldmark. Im Süden grenzte das Gebiet der Kolonie im Zuge der
heutigen Boxhagener- und Weserstraße an Boxhagen und weiter östlich, im Verlauf
des "Kuhgrabens", an Rummelsburg und den Lichtenberger Kiez, wie Boxhagen
eine friderizianische Kolonistengründung.
Bis zum Jahre 1701
war die heutige Frankfurter Allee eine gewöhnliche preußische Landstraße.
Markgraf Friedrich Albrecht von Schwedt, der Besitzer von Friedrichsfelde, ließ
die Straße verbreitern und 1704 mit einer vierfachen Lindenreihe bepflanzen.
Nach August Trinius' "Die Umgebungen der Kaiserstadt Berlin" (1887)
allerdings soll "die vierreihige Allee stattlicher Linden, welche ehemals
sechs Reihen aufwies ... als eine auferlegte Strafe von der rauflustigen Berliner
Schlächterzunft angepflanzt worden sein".
Im Volksmund hieß
die Allee nach Friedrichsfelde im 19. Jahrhundert die "Frankfurter
Linden"; einer der zahlreichen Kaffeegärten vor dem Frankfurter Tor trug
den Namen "Klein Frankfurt". Ein anderes Etablissement, "Das
Schlößchen", eine als Ausflugslokal beliebte Meierei. inmitten sumpfiger
Wiesen. die sich bis zur Spree hinzogen, diente 1831 als "Kontumazanstalt"
zur Internierung Choleraverdächtiger. Wenige hundert Meter östlich lag an der
heutigen Einmündung der Petersburger Straße "Die neue Welt", ein
weiteres beliebtes Ausflugsziel der Berliner. 1844/47 ließ die Gemeinde
Lichtenberg die Chaussee von hier bis zur Dorfstraße pflastern. Der Plan des
Königlich Preußischen Generalstabs von "Berlin und Charlottenburg mit
nächster Umgebung" von 1857 weist neben drei Mühlen auf dem Barnimhang
nördlich der Frankfurter Chaussee die Kolonie mit annähernd dreißig Gebäuden
aus, zu denen auch eine Knochenmühle und das Ackergehöft "Müllers
Hof" an der Grenze zu Boxhagen gehörten. Von den Gebäuden aus dieser Zeit
waren schon Anfang des 20. Jahrhunderts kaum noch Spuren vorhanden; lediglich
das Haus Frankfurter Allee 267, unmittelbar an der Ringbahn, stammte in seinem
Kern von 1823, wurde jedoch wie ein Großteil der Häuser dieses "Boulevards
des Berliner Ostens" im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Der Hobrechtsche
Bebauungsplan von 1862 enthält in seinem Teil XIV bereits die Grundzüge des
heutigen Straßennetzes südlich der Frankfurter Allee, wo die Einwohnerzahl
inzwischen die des Dorfes Lichtenberg erreicht hatte. 1867 wurde dort der
Parochialfriedhof angelegt, der sich noch heute in der Boxhagener Straße
befindet, während der nur wenige hundert Meter entfernte Boxhagener Friedhof
mit den Gräbern der Familien Wühlisch und Sonntag längst verschwunden ist.
Um 1870 wohnten
bereits zwei Drittel der 3244 Lichtenberger in Friedrichsberg, das sich auch
nach Osten auszudehnen begann, weit über die Trasse der "neuen
Verbindungsbahn" hinaus, die von Moabit um Berlin herum nach Schöneberg
führte und die ursprüngliche Kolonie Friedrichsberg durchschnitt. Während
östlich dieser Ringbahn noch bis ins 20. Jahrhundert eine eher
ländlich-vorstädtische Bebauung dominierte, entstanden westlich der Bahnlinie
in der Blurnenthal- (heute Kinzig-), Friedrich-Carl- (Colbe-) und in der
Jungstraße die ersten Häuserzeilen nach Berliner Muster. 1875 wohnte der
überwiegende Teil der auf 12379 Köpfe angewachsenen Lichtenberger Bevölkerung
in den neuen Wohnvierteln, die sich von der Kreutziger-, über die Kronprinzen (Jeßner-)
und Gürtelstraße bis zur Pfarrstraße erstreckten. Erste Bauten entstanden auch
nördlich der Chaussee, die seit dem 9. August 1872 innerhalb der Berliner
Weichbildgrenze und ab 1879 mit der Verlängerung der Pferdebahnlinie vom
Alexanderplatz über das Frankfurter Tor hinaus bis zur Ringbahn
"Frankfurter Allee" hieß.
Ein harter Schlag
traf die aufstrebende Gemeinde Lichtenberg 1878. Durch "Allerhöchste
Kabinettsorder" vom 30. März wurde der nördlich der Frankfurter Allee
gelegene Teil Friedrichsbergs mit der Ringbahnstation von Berlin eingemeindet,
da der Berliner Magistrat am Nordrand dieses Geländes ein Areal zur Anlegung
eines Viehhofes und städtischer Schlachthäuser angekauft hatte. "War
dieses ausgemeindete Terrain damals auch nur von zirka 1750 Menschen an etwa 50
Feuerstellen bewohnt", klagt der Lichterberger Chronist Emil Unger vor
1910, "so war es doch voll baureifes Land ... wäre in kürzester Zeit mit
Wohngebäuden besetzt und von einer großen Zahl Steuern zahlender Einwohner
bevölkert worden, die nun der Gemeinde verlorengingen ... Auch bei der
finanziellen Auseinandersetzung ... schnitt Lichtenberg nicht gerade günstig
ab".
Tatsächlich
entstand in den folgenden Jahrzehnten um die Samariterkirche herum ein
großstädtisches Wohngebiet mit den imposanten Bauten Messels (1853-1909). Auch
in Friedrichsberg konzentrierte sich die Bautätigkeit auf den nach Berlin
hineinragenden Zipfel an der Frankfurter Allee. Mit der Zuordnung des Lichtenberger
Kietzes zur neugebildeten Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg verlor Lichtenberg
1889 weitere Teile seines Territoriums, hatte jedoch 1890 dennoch bereits 23000
Einwohner, die zu etwa vier Fünfteln in Friedrichsberg ansässig waren.
In den
ärmlichen Bauten um die Rummelsburger (später Tasdorfer) und Wartenbergstraße
dominierten die Zuwanderer aus Schlesien. Dort erwarb der fürstbischöfliche
Stuhl zu Breslau im März 1890 ein Grundstück. "Die große Zahl der
Katholiken in Friedrichsberg und Umgebung und die weite Entfernung von der
St.-Pius-Kirche, wohin Friedrichsberg eingepfarrt ist, macht die Errichtung
eines neuen Gotteshauses und die Bildung einer katholischen Gemeinde
notwendig", heißt es dazu in der Stiftungsurkunde für St. Mauritius.
"So geschehen Friedrichsberg, den 24. August 1891 ..." Der
frühgotische Stil und die Abmessungen der St.-Mauritius-Kirche entsprachen der
damals zum Abriß vorgesehenen Heiliggeistkapelle in der Spandauer Straße im
nahen Berlin. Die neue Kirche erwies sich bald als zu klein für die wachsende
Zahl der Gläubigen, so daß sie 1901 und 1904/06 vom Regierungsbaumeister Hans
Hasak umgebaut und erweitert wurde. Am 25. September 1906 weihte der
Armeebischof Dr. Vollmar den neuen Hochaltar.
Eine private
katholische Schule existierte in Friedrichsberg seit 1881. Am 1. April 1894
wurde die katholische Volksschule in der Atzpodienstraße eröffnet. Die
Friedrichsberger Gemeindeschule hielt den Unterricht im Quistorpschen Haus an
der späterenScharnweberstraße ab, bis 1883 das Gebäude in der Kronprinzenstraße
fertiggestellt wurde, dem in den folgenden Jahrzehnten weitere repräsentative
Schulbauten folgten.
Als
Kirchengemeinde war Lichtenberg 1849 von Friedrichsfelde ausgepfarrt und mit
den zugehörigen Kolonien Friedrichsberg und Kietz zur selbständigen
Pfarrgemeinde geworden mit einer Kirche auf dem Dorfanger. die nur über 300
Plätze verfügte. Erst 1905/06 baute die Gemeinde Lichtenberg weit östlich am
Barnimhang die neogotische Glaubenskirche. Zu dieser Zeit galt die Bezeichnung
"Friedrichsberg" für das gesamte ausgedehnte Wohn- und
Gewerbestättengebiet südlich der Frankfurter Allee zwischen der
Niederbarnimstraße und dem Ostbahngelände arn Güterbahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde
und schloß auch die nördliche Randbebauung der Allee ein. An der Ecke Gürtelstraße
bot der "Gasthof zum schwarzen Adler" "Verkaufsställe für Rinder
und Ausspannung, den geehrten Viehhändlern bestens empfohlen - elegante Zimmer
zu soliden Preisen, hiesige und fremde Biere".
Die Eckerische
Maschinenfabrik. seit 1875 auf dem Gelände einer ehemaligen Knochenbrennerei am
Weidenweg gelegen, hatte sich 1894 an der späteren Eckertstraße (seit 1931
Buchberger Straße) angesiedelt. Für die Niederlassung von Kleinindustrie,
Holzhändlern und Wagenbauern bestanden in dem verkehrstechnisch gut
erschlossenen Gebiet günstige Voraussetzungen.
Allerdings wies
die Frankfurter Allee noch 1889 "zu beiden Seiten des nur hin und wieder
befestigten Bürgersteiges die breiten wasser- und schlammgefüllten Gräben, über
welche in Abständen von etwa 50 Schritten ein aus Brettern roh
zusammengefügter, geländerloser Steg führte, und die vierfache Reihe alter, zum
Teil abgestorbener Linden auf", wie Emil Unger in seiner "Geschichte
Lichtenbergs bis zur Erlangung des Stadtrechtes" (1910) zu berichten weiß.
"Offene Gräben und tiefe Rinnsteine führten die zum Teil übelriechenden
Abwässer ab, die Straßen waren zumeist schlecht gepflastert, die Beleuchtung
der Straßen war eine recht kümmerliche." Überdies trug - so August Trinius
- "die sich bei jedem Schritte kundgebende Nähe des Viehhofes ... nicht
dazu bei, das ästhetische Wohlbehagen zu steigern".
Erst 1897 ließ der
Lichtenberger Gemeindevorsteher Oskar Ziechen die Frankfurter Chaussee mit
einem modernen Reihenpflaster versehen. Um 1905 verkehrten stündlich acht Straßenbahnzüge
über die nunmehr mit Platanen bepflanzte Ausfallstraße; die Buslinie 19 fuhr
vom Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde, der 1881 eingerichtet worden war,
bis nach Moabit. Zusätzlich zu den Bahnhöfen der Ring- und Ostbahn war der
Stadtteil auch durch die Bahnhöfe in Boxhagen-Rummelsburg und die dortigen
Straßenbahnverbindungen eng mit dem Berliner Verkehrsnetz verknüpft
Ab 1. Oktober 1910
verkehrte schließlich gemäß dem "Vertrag der Landgemeinde Lichtenberg bei
Berlin und der Gesellschaft für Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin vom Mai
1907" die "Flachbahn" zwischen der Hochbahnstation Warschauer
Brücke und dem Bahnhof Frankfurter Allee, eine Straßenbahnlinie, die im Juli
1913 bis zum Wagnerplatz nördlich der Glaubenskirche verlängert wurde. Pläne
zum Bau der U-Bahn-Linie E wurden wegen vielfachen Planungsänderungen jedoch
erst 1927/30 realisiert.
Verwaltungstechnisch
unterstand Friedrichsberg seit seiner Gründung der Landgemeinde Lichtenberg.
Seit 1828 hatte der Schmiedemeister Schultze das unbezahlte Amt eines
Friedrichsberger Ortsvorstehers inne, in dem ihm weitere Handwerksmeister, ein
Gastwirt und der Bauer Eduard Lobien folgten. Nach seinem Amtsantritt am 12.
Februar 1877 hob der neugewählte Lichtenberger Gemeindevorsteher, der Wachstuchfabrikant
Martin Schott, dieses Ehrenamt auf.
Bis 1872 bestand
ein Landpolizeirevier Friedrichsberg des Berliner Polizeipräsidiums. Der im
März 1876 gegründete Feuerlösch- und Rettungsverein zu Lichtenberg hieß ab
Dezember 1878 "Freiwillige Feuerwehr Lichtenberg-Friedrichsberg". Auf
dem Postamt Friedrichsberg in der Jungstraße 1 bestand seit 1876 eine
Telegraphenverbindung mit der nahen Residenzstadt, die arn 12. November 1877
erstmals in der Welt als öffentliche Fernsprechverbindung zum
Haupttelegraphenamt genutzt wurde. 1897 zog das Postamt zur Frankfurter
Chaussee 89 um (gegenüber der Pfarrstraße) und befand sich ab September 1909
als Postamt Lichtenberg in der Magdalenenstraße, wo mit Kirche, Gericht,
Gefängnis und Polizeipräsidium ein neues Lichtenberger Zentrum entstanden war.
1890 wurde am Südrand von Friedrichsberg, 30m Wiesenweg, die Lichtenberger
Gasanstalt erbaut.
Friedrichsberg
wuchs weiterhin wesentlich schneller als das in seinen dörflichen Grenzen
befangene Lichtenberg. Das Adreßbuch von 1895 weist für Friedrichsberg etwa die
vierfache Anzahl von Häusern und Mietern gegenüber Lichtenberg aus. Kurz nach
der Jahrhundertwende schließlich entstand die geschlossene Wohnbebauung um den
Traveplatz, den Platz F in Hobrechts Bebauungsplan, der für den Stadtteil um
1905 endgültig modifiziert wurde. Die nördlich der Frankfurter Chaussee am
Barnimhang und auf dem Gelände des ehemaligen Dämschen bzw. Fuhrmannschen Gutes
entstehenden Neubauten zählten anfangs ebenfalls zu Friedrichsberg, dessen
Grenzen zu Lichtenberg nur postalisch festgelegt waren.
Nachdem Wilhelm II.
per Kabinettsorder vom 15. Oktober 1907 der Landgemeinde Lichtenberg die
Annahme der Städteordnung vom 30. Mai 1853 gestattet hatte, verschwand die
Bezeichnung "Friedrichsberg" und taucht in offiziellen Dokumenten
nicht mehr auf. Dabei waren bei der Stadtgründung mindestens 50000 der
insgesamt 67 978 Lichtenberger in Wahrheit Einwohner Friedrichsbergs. Hätte die neue Stadt nicht
von Rechts wegen "Friedrichsberg" heißen müssen?
1912/13 wird schließlich
auch Boxhagen-Rummelsburg nach Lichtenberg eingemeindet und damit auch die
Ortsbezeichnung "Boxhagen" vom Stadtplan getilgt; die Grenzen
zwischen Rummelsburg und dem einstigen Lichtenberger Kietz verschwinden.
Lichtenberg wird 1920 mit seinen östlichen Nachbargemeinden vereint zum 17.
Bezirk von Groß-Berlin. Nach einer Grenzkorrektur zum Bezirk Friedrichshain im
Jahre 1922 werden die westlich der Ringbahn gelegenen Teile von Lichtenberg bei
der Grenzveränderung vom 1. April 1938 in den Bezirk Horst- Wessel-Stadt
eingegliedert, womit die Friedrichsberger Geschichte endgültig endet, während
sich die Bezeichnung für die kleine und 100 Jahre jüngere Kolonie Wilhelmsberg
längs der Landsberger Chaussee noch heute auf Stadtplänen findet.
Spuren der frühen
Friedrichsberger Bebauung existieren kaum, allenfalls stehen noch einzelne
Hintergebäude in den südlichen Seitenstraßen der Frankfurter Allee und am
Kietzer Weg. Im östlichen, noch heute zu Lichtenberg gehörenden Teil des
vergessenen Stadtteils blieben infolge von Kriegsschäden und totalem Abriß vor
der Neubebauung nur das Haus Möllendorffstr. 6 (um 1880), die Gemeindeschule in
der Schulze-Boysen-Straße und die St-Mauritius-Kirche südlich der ehemaligen
Kolonie erhalten. Zwischen Jeßner- und Niederbarnimstraße jedoch findet sich -
sieht man von den im Krieg entstandenen Lücken ab - viel von der alten
Wohnbebauung Friedrichsbergs nach der Jahrhundertwende. Einzelne Häuser in der
Colbe- und westlichen Schamweberstraße verraten mit ihren Torbögen ihr Alter von
110 Jahren.
Literatur:
Berliner
Adreßbücher im Bestand des Märkischen Museums
Kartensammlungen
des Postmuseums und des Landesarchivs
Festschrift
1892-1992 St.Mauritius Berlin-Lichtenberg
Fidicin,
Geschichte des Kreises Niederbarnim, Berlin 1857
Ernst Kaeber,
Lichtenberg - Bausteine zur Geschichte eines Weltstadtbezirks, Berlin o.J.
(1935)
Hans-Jürgen Rach,
Die Dörfer in Berlin, Berlin 1988
Guttau Steiler,
Chronik des Dorfes Lichtenberg. Berlin 1870
August Trinius,
Die Umgehungen der Kaiserstadt Berlin in Wort
Ders., Märkische
Streifzüge, Bd. 11. Minden 1894
Emil Unger,
Geschichte Lichtenbergs bis zur Erlangung des Stadtrechts, Berlin 1910
Ortslexikon der
Mark Brandenburg - Barnim
Ortsstatuten und
Verträge der Stadt Berlin-Lichtenberg